Vom Gelb der Nacht

Georg Janthur hat hier jene unscheinbaren Objekte wiedergegeben die er während verschiedener, meist nächtlicher Fahrten mit dem Bus durch das Land Mexiko wahrgenommen hatte. Die seltsamen Dinge, darunter etliche Verkehrsschilder, wurden durch das gelbe Scheinwerferlicht des Busses für einen kurzen Moment herausgeleuchtet, gewannen dadurch wenige Augenblicke an enormer Bedeutung, um anschließend wieder in der Dunkelheit zu versinken.

Während der Fahrt hielt Janthur jene kurzen Momentaufnahmen als Bleistiftskizzen fest, um sie anschließend farblich überarbeitet in einen größeren Malblock zu übertragen.

Zurück in Deutschland schließlich wurden sie dann in einem finalen Akt mit Ölfarben auf große Leinwände erlöst. Die gelbe Farbe ummantelte dabei sämtliche Motive und überdeckte in mehreren Schichten auch jene seltsame Schatten, die alle Gemälde hinterfangen. Drei unterschiedliche Silhouetten, allen voran die des weit sichtbaren Vulkans Popocatépetl, der dank seiner 5452 m Höhe unweigerlich Mexiko beherrscht, fanden sich immer wieder. Sie standen in Janthurs Gemälden stellvertretend für all diejenigen Eindrücke, die bei Tag betrachtet normalerweise dominieren. Reduziert auf einfachste Formen allerdings und vor allem durch die gelbe Farbe auf milde Schemen beschränkt, erschienen sie nunmehr wie zur Besinnung aufgefordert. Das unwirklich leuchtende Japangelb wurde dabei zu jenem "Gelb der Nacht", welches erst in den Momenten wirklich Gestalt annimmt, in denen es sich als Lichtkegel eines Autoscheinwerfers an vorbeigleitenden Dingen bricht. Es waren Nichtigkeiten oder vielmehr als nichtig erachtete Wichtigkeiten, die unser Dasein nicht weniger prägen, als jene Dinge, die vordergründig sind, laut und allgegenwärtig.

Christian Krausch

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